Die tunesischen Behörden haben 11 russische Staatsbürger freigelassen, die im November 2024 unter dem Verdacht festgenommen worden waren, in “terroristische Aktivitäten” verwickelt zu sein. Sie werden bald in ihre Heimat zurückkehren, berichtete die Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf die russische Botschaft in Tunis. Die Festnahmen erfolgten in der Grenzregion Haidra nahe Algerien.
Wenige Details zur Festnahme
Zur genauen Natur der Vorwürfe wurden nur spärliche Informationen veröffentlicht. Die russische Botschaft erklärte im Januar 2025, die Inhaftierung habe aufgrund des Verdachts auf terroristische Aktivitäten stattgefunden. Laut TASS reisten die Betroffenen nach Haidra, um angeblich “örtliche Traditionen zu studieren” , eine Erklärung, die auf Skepsis stieß, da die Region nicht zu den üblichen Reisezielen russischer Touristen gehört.
Ungewöhnliche Ausrüstung
Die russische Botschaft wies darauf hin, dass die Festgenommenen Ausrüstung bei sich trugen, die “nicht mit touristischen Zwecken vereinbar” sei, ohne jedoch weitere Einzelheiten preiszugeben. Am Freitag erklärte die russische Botschaft, dass die 11 Personen freigelassen wurden und bald nach Russland zurückkehren werden. “Die Tickets wurden für sie gekauft, und sie werden heute mit zwei Flügen abreisen”, hieß es in der Mitteilung.
Sicherheitspolitische Lage in Tunesien
Seit der Revolution von 2011 hat Tunesien mit einem Anstieg extremistischer Gewalt zu kämpfen. Dschihadistische Gruppen haben zahlreiche Anschläge auf Militär, Polizei, Zivilisten und ausländische Touristen verübt. Die tunesischen Behörden betonen jedoch, dass sie in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der Bekämpfung dieser Gruppen gemacht haben.
Geopolitische Spannungen: Russland, Libyen und Tunesien
In den letzten Monaten hat Präsident Kais Saied eine Annäherung an Russland, China und Iran signalisiert – trotz enger Beziehungen Tunesiens zu den USA und der EU. Geheimdienstberichte zeigen, dass sich die Zahl russischer Soldaten in Libyen zwischen Februar und Mai 2024 von 800 auf 1.800 mehr als verdoppelt hat.
Militärische Präsenz und westliche Besorgnis
Im Mai 2024 berichtete die italienische Zeitung La Repubblica von der Stationierung russischer Kampfflugzeuge auf dem Flughafen der Insel Djerba, etwa 150 Kilometer von der libyschen Grenze entfernt. Die Art der russischen Aktivitäten blieb unklar, löste jedoch Besorgnis in Washington und Rom aus. Ein Sprecher des italienischen Außenministeriums äußerte Bedenken über die Rolle der Wagner-Gruppe in Afrika, insbesondere im Hinblick auf deren Beitrag zu Konflikten und illegaler Migration.
Berichte westlicher Medien, darunter der französische Sender LCI und La Repubblica, über eine angebliche Präsenz von Wagner-Kämpfern auf Djerba wurden im Mai 2014 von den tunesischen Behörden bestritten.
Migrationskrise in Tunesien
Tunesien sieht sich derzeit mit einer massiven Migrationskrise konfrontiert. Tausende Menschen aus Ländern südlich der Sahara versuchen, von tunesischem Boden aus Europa zu erreichen. Nach offiziellen Angaben leben rund 20.000 Migranten derzeit in improvisierten Zeltlagern in bewaldeten Gebieten nahe El Amra und Jebeniana. Ihnen wurde die Ausreise über das Mittelmeer untersagt.
Experten warnen vor russischer Einflussnahme
Beobachter warnen, dass Russland mit seinem wachsenden militärischen Einfluss in Libyen und der Sahelzone gezielt Migrationsbewegungen steuern könnte, um Europa unter Druck zu setzen. Seit Anfang 2025 hat Moskau seine Präsenz in Mali und Niger durch den Ausbau der sogenannten “Afrikanischen Legion”, einer Einheit des russischen Verteidigungsministeriums, weiter verstärkt.