Trumps Rückkehr ins Weiße Haus und der geopolitische Wettbewerb in Nordafrika
Donald Trumps erneute Präsidentschaft könnte das geopolitische Gleichgewicht in Nordafrika erneut ins Wanken bringen. Könnte Trumps Rückkehr die Spannungen weiter anheizen oder eröffnen sich neue diplomatische Spielräume?. Ein Kommentar von Nabil Driouch, (marokkanischer Journalist und Autor).
Mit Donald Trumps Wiederaufstieg an die Spitze der US-Regierung beginnt eine frische Ära in den internationalen Beziehungen. Weltweit analysieren Außenministerien seine Aussagen und politischen Weichenstellungen, um ihre Strategien entsprechend anzupassen. Trump ist bekannt für seinen geschäftsorientierten Ansatz, der sich auch auf seine außenpolitischen Entscheidungen auswirkt.
Seine erneute Amtszeit wird globale Konsequenzen haben, insbesondere für die Maghreb-Region, die heute vor einer anderen Realität steht als noch vor vier Jahren. Eine seiner folgenreichsten Maßnahmen war die Anerkennung der marokkanischen Oberhoheit über die Westsahara, wodurch sich das geopolitische Kräfteverhältnis in Nordafrika erheblich verschob. Diese Entscheidung eröffnete Marokko eine außergewöhnliche Gelegenheit, einen langjährigen regionalen Disput voranzutreiben.
Marokkos diplomatische Strategie und Algeriens Gegenreaktion
Seit dieser Entscheidung hat Marokko seine außenpolitische Kampagne verstärkt und bedeutende Nationen wie Spanien, Deutschland und Frankreich für seinen Autonomieplan in der Westsahara gewonnen. Algerien, das diese Entwicklung vehement ablehnt, reagierte mit einer Verschärfung diplomatischer Spannungen, was unter anderem zu Konflikten mit Madrid und Paris führte. Gleichzeitig verschlechterten sich Algiers Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, Mali und Mauretanien, während es sich enger an Russland band – insbesondere durch die Präsenz der Wagner-Söldnertruppe in Mali.
Die Region erlebte eine zunehmende Blockbildung: Marokko intensivierte seine Zusammenarbeit mit Mauretanien und Senegal, während Algerien eine engere Allianz mit Tunesien anstrebte. In Libyen ringen beide Staaten um Einfluss: Marokko engagierte sich aktiv in der nationalen Versöhnung, was Algerien als Bedrohung für seine eigenen Interessen ansah und daher versuchte, die in Skhirat ausgehandelten Friedensvereinbarungen zu untergraben.
Trumps Einfluss auf das geopolitische Gleichgewicht
Für Marokko bedeutet Trumps Rückkehr eine neue Gelegenheit, den Westsahara-Konflikt endgültig zu regeln. Während seiner letzten Amtsperiode erkannte er offiziell die marokkanische Hoheit über das Gebiet an, doch einige seiner damals geplanten Maßnahmen – darunter die Eröffnung eines US-Konsulats in der Region – wurden unter Joe Biden nicht umgesetzt.
Ein Schlüsselfaktor könnte die Ernennung von Marco Rubio zum Außenminister sein. Rubio gilt als Marokko-freundlich und verfügt über detaillierte Kenntnisse der Spannungen zwischen Rabat und Algier. Eine symbolträchtige, aber bedeutsame Geste war, dass die CIA kurz nach Trumps Amtseinführung die offizielle Landkarte der USA aktualisierte und Marokko inklusive der Westsahara darstellte.
Algeriens strategischer Kurswechsel: Annäherung an Washington
Algeriens politische und militärische Führung steht vor einer historischen Herausforderung. Die wachsende Unzufriedenheit innerhalb der Bevölkerung, insbesondere unter jungen Menschen, setzt das Regime zunehmend unter Druck. Die Strategie, den Konflikt mit Marokko als Ablenkung für interne Probleme zu nutzen, verliert allmählich an Wirkung.
In dem Bestreben, Washingtons Unterstützung zu gewinnen, sucht Algerien nach neuen Wegen, um seine Verteidigungsbeziehungen mit den USA auszubauen. Ein bemerkenswerter Schritt in diese Richtung war das Treffen zwischen Präsident Abdelmadjid Tebboune und General Michael Langley, dem Oberbefehlshaber des US-Afrika-Kommandos (AFRICOM), nur wenige Tage nach Trumps Amtsantritt. Das Ergebnis war eine Absichtserklärung im Verteidigungsbereich, die künftige Waffenverkäufe zwischen den USA und Algerien ermöglichen könnte – ein Faktor, der das Wettrüsten zwischen den beiden Maghreb-Staaten weiter anheizen dürfte.
Algeriens Ziel ist es, seine militärischen Ressourcen zu diversifizieren und gleichzeitig Einflussgruppen in der US-Regierung zu etablieren, die marokkanische Vorstöße auf diplomatischer Ebene ausbremsen könnten. Zudem versucht Algier, Rabats Bestrebungen zur endgültigen Lösung des Westsahara-Streits zu untergraben und seine eigene außenpolitische Position zu stabilisieren, die zuletzt durch eine unklare strategische Ausrichtung geschwächt wurde.
Eine ungewisse Zukunft für den Maghreb
Die zunehmende Rivalität zwischen Marokko und Algerien in einem sich wandelnden globalen Kontext wirft essenzielle Fragen über das Machtgleichgewicht in Nordafrika auf. Trumps erneute Präsidentschaft könnte bestehende Spannungen weiter verschärfen, während sich beide Länder neu positionieren.
Ob diplomatische Initiativen ausreichen werden, um eine Eskalation zu vermeiden, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass die Maghreb-Region ein geopolitischer Brennpunkt bleibt, dessen Dynamiken weit über Afrika hinaus Auswirkungen haben werden.