Russlands Schattenarmee in Mali:
Wie die Wagner-Gruppe den Konflikt anheizt
Der Einsatz russischer Söldner in Mali geht weit über militärische Beratung hinaus. Die Wagner-Gruppe spielt eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Separatisten und sichert sich zugleich Zugang zu wertvollen Ressourcen. Welche Auswirkungen hat das auf die regionale Stabilität?
Wagner-Söldner in Mali: Mehr als nur Berater
Der malische Militärrat hat im Zuge eines Abkommens rund tausend Kämpfer der Wagner-Gruppe ins Land geholt. Wie der Bericht „Russland und die Wagner-Gruppe in Mali“ aufzeigt und von Mohamed Cherif Koune, dem im Exil lebenden Premierminister der malischen Oppositionsregierung, bestätigt wird, umfasst ihr Mandat weit mehr als nur Schutzaufgaben. Neben der Sicherung von Regierungsvertretern und der militärischen Beratung sind die Söldner aktiv in Kampfhandlungen gegen bewaffnete Gruppen verwickelt.
Direkte Kriegsbeteiligung gegen Separatisten
Ursprünglich war der Einsatz der Wagner-Truppe auf die Ausbildung malischer Soldaten und den Schutz der Regierung beschränkt. Doch ihr Aufgabenbereich erweiterte sich schnell: Inzwischen kämpfen die Söldner Seite an Seite mit der malischen Armee gegen die separatistischen Azawad-Gruppen. Laut mauretanischen Medienberichten haben Wagner-Kämpfer gemeinsam mit malischen Truppen strategisch wichtige Städte wie Kidal, Amachach, Tessalit und Bir erobert.
Krieg finanziert durch Rohstoffe
Die Finanzierung der Operationen erfolgt unter anderem durch den Zugriff auf Malis Bodenschätze. Wagner-Kämpfer haben sich lukrative Goldminen gesichert, darunter die Mine von Intahaka in der Region Gao, die sie nach dem Rückzug der Azawad-Gruppen im Februar 2023 übernommen haben. Bildmaterial und Berichte von lokalen Goldschürfern bestätigen diese Entwicklung. Das Geschäft mit Rohstoffen verschafft der russischen Söldnertruppe eine erhebliche finanzielle Unabhängigkeit und sichert ihre langfristige Präsenz im Land.
Hochgerüstet und eigenständig operierend
Die Wagner-Gruppe setzt modernste russische Waffensysteme ein – darunter gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und Drohnen. Mali erhielt zudem im Januar 2021 vier russische Kampfhubschrauber vom Typ MI-171 samt Bewaffnung. Die Söldner operieren vor allem in den zentralen und nördlichen Regionen des Landes, insbesondere in Städten wie Timbuktu, Gao, Ménaka, Kidal, Sofara, Djoura, Nampala und Nara.
Dabei agieren sie oft unabhängig von den malischen Streitkräften. Dies zeigte sich im Juli 2024, als die Wagner-Truppe nach schweren Verlusten aus Tinzaouaten nahe der algerischen Grenze abzog – entgegen der offiziellen Strategie der malischen Regierung. Laut Aboubacar Sidiq Ould Taleb, Sprecher der Bewegung zur Befreiung von Azawad, verloren die Wagner-Kämpfer dabei 46 Mann in einem Hinterhalt der Separatisten.
Ein Brandbeschleuniger für den Konflikt?
Die Wagner-Präsenz hat die Spannungen zwischen der malischen Zentralregierung und den Separatisten verschärft. Ihre militärische Unterstützung trug dazu bei, dass ein bestehendes Friedensabkommen zwischen beiden Seiten am 24. Januar 2024 scheiterte. Kritiker sehen die Söldner als Brandbeschleuniger in einem ohnehin fragilen Konflikt, der nicht nur Mali, sondern die gesamte Sahel-Region destabilisieren könnte.
Während die malische Regierung auf Wagner setzt, um ihre Kontrolle zu sichern, wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation. Ob die russischen Kämpfer langfristig mehr Sicherheit oder Chaos bringen, bleibt offen – doch ihr Einfluss auf die geopolitische Lage ist unübersehbar.