Die US-amerikanische Zeitung Washington Post berichtete kürzlich über die Verwicklung der Polisario-Front in von Iran unterstützte militante Netzwerke in Syrien in den vergangenen Jahren. Der Bericht beschreibt die Polisario-Front als „bewaffnete Gruppe“ und bestätigt, dass mehrere ihrer Mitglieder derzeit von den syrischen Sicherheitskräften festgehalten werden. Der Artikel betont, dass Iran in den letzten Jahren zahlreiche militante Gruppen unterstützte, um seinen regionalen Einfluss auszubauen – darunter auch die Polisario-Front, die ihren Sitz in Algerien hat.
In dem Bericht, der mit „Syrien kämpft gegen letzte Waffen- und Finanznetzwerke, die mit Iran verbunden sind“ überschrieben wurde, heißt es, dass Iran über die Jahre hinweg viele seiner verbündeten Gruppen gestärkt habe. Als Beispiel wird angeführt, dass Iran Kämpfer der Polisario-Front ausgebildet habe, die in Algerien stationiert ist. Laut einem regionalen und einem europäischen Beamten werden derzeit Hunderte dieser Kämpfer von den syrischen Sicherheitskräften festgehalten.
Iranischer Einfluss und das „Landbrücke“-Netzwerk
Der Artikel geht weiter darauf ein, dass der Sturz des Assad-Regimes es der neuen syrischen Regierung unter dem Übergangspräsidenten Ahmed al-Shara ermöglichte, das verbleibende „Landbrücke“-Netzwerk von Iran zu zerschlagen, das es Teheran ermöglichte, Waffen und Gelder an seine Verbündeten zu transportieren, allen voran die Hisbollah im Libanon. Diese Zerschlagung beinhaltete die Schließung wichtiger Schmuggelrouten, die von diesen Netzwerken genutzt wurden, sowie die Entdeckung großer Waffenlager und Captagon-Fabriken, die zur Finanzierung von Hisbollah und dem vorherigen syrischen Regime dienten.

Der Bericht weist auch darauf hin, dass die syrische Regierung in den letzten Wochen intensiv daran gearbeitet hat, die Schmuggelrouten an der Grenze zum Libanon zu unterbinden, die als letzter verbleibender Teil des „Landbrücke“-Netzwerks gelten. Diese Route erstreckt sich über 233 Meilen durch Syrien und wurde von Iran und seinen verbündeten Milizen genutzt, um Waffen, Gelder, Drogen und Treibstoff zu transportieren.
Rückschlag für Irans regionale Macht
Laut Washington Post hat sich die Lage nach dem Sturz von Präsident Bashar al-Assad durch islamistische Kämpfer im Dezember drastisch verändert, was einen erheblichen Rückschlag für Irans regionale Macht darstellt und Teheran weitgehend von der Hisbollah isoliert hat. Die Region rund um die libanesische Grenze galt über 13 Jahre als Zentrum für die Hisbollah, sowohl für die Produktion von Drogen als auch als Drehscheibe für den Waffentransport.
In Grenzdörfern fanden syrische Regierungstruppen 15 Fabriken zur Herstellung von Captagon, einem Medikament, das wie Amphetamin wirkt und von sowohl dem Assad-Regime als auch der Hisbollah genutzt wird. Lokale Sicherheitsbeamte schätzten den Wert dieses Drogenhandels auf mehrere Millionen Dollar.
Syrischer Präsident weist algerische Anfrage zur Freilassung von Gefangenen ab
Der syrische Präsident Ahmed Al-Sharaa soll im Februar 2025 ein Gesuch des algerischen Außenministers Ahmed Attaf abgelehnt haben, das die Freilassung von Mitgliedern der algerischen Armee und Kämpfern der Polisario-Front betraf. Diese waren von Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) gefangen genommen worden, während sie sich an der Seite der Truppen des Regimes von Bashar al-Assad nahe Aleppo aufhielten.
Nach mehreren Medienberichten soll Al-Sharaa Attaf bei ihrem Treffen in Damaskus mitgeteilt haben, dass die Gefangenen – darunter ein hochrangiger Offizier sowie rund 500 Mitglieder der algerischen Armee und Separatisten der Polisario – zusammen mit den letzten festgenommenen Kräften des Assad-Regimes vor Gericht gestellt werden würden. Der syrische Übergangspräsident betonte außerdem, dass diese Gefangenen gemäß den internationalen Standards für Kriegsgefangene behandelt würden.
Polisario-Delegation nach Bagdad und iranische Unterstützung
Die Nachrichtenplattform Al-Manshar berichtete, dass eine offizielle Delegation der bewaffneten Polisario-Front im Juli 2024 die irakische Hauptstadt Bagdad besuchte, wo sie mit führenden Mitgliedern der „Volksmobilisierung“ (Hashd al-Shaabi) und des iranischen Revolutionsgardes zusammentraf. Diese Begegnung sorgte in Marokko für Besorgnis und erhöhte die Sorge vor einer eskalierenden iranischen Einflussnahme im Konflikt um die Westsahara.
Iranisch-algerisches Abkommen zur Unterstützung der Polisario mit Drohnen
Laut Berichten der Defense Post gibt es Pläne zwischen Iran und Algerien, die Polisario-Front mit iranischen Drohnen zu beliefern und Mitglieder der schiitischen Minderheit in Marokko für Teheran zu rekrutieren, um die innere Front Marokkos zu schwächen. Algerische Quellen bestätigen, dass im Rahmen eines Abkommens während des Besuchs des iranischen Präsidenten Ibrahim Raisi in Algerien vereinbart wurde, der Polisario 50 iranische Drohnen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sollen Mitglieder der Polisario-Front nach Teheran geschickt werden, um dort unter Aufsicht der Revolutionsgarden militärische Ausbildung zu erhalten.
Netzwerke zur Geldwäsche und Unterstützung durch iranische Netzwerke
Die deutsche Zeitung Die Welt berichtete Anfang 2023 über ein Netzwerk von Geldtransferdiensten, das von Spanien und den Lagern von Tindouf in Algerien aus operiert und enge Verbindungen zur Polisario-Front, Iran, dem Libanon und der Hisbollah unterhält. Diese Netzwerke verschleiern möglicherweise finanzielle Hilfe von Iran an die Hisbollah, Hamas und möglicherweise auch die Polisario-Front, wobei der Geldfluss über diese Transfernetzwerke praktisch nicht nachvollziehbar ist.
Marokko hatte 2018 seine diplomatischen Beziehungen zu Iran aufgrund der Unterstützung des Landes für die Polisario-Front abgebrochen. Der marokkanische Außenminister Nasser Bourita erklärte damals, dass die Hisbollah „militärische Vertreter an die Polisario-Front gesandt und diese mit Waffen ausgestattet“ sowie in städtischer Kriegsführung ausgebildet habe.