Am 11. März sicherten sich das israelische Energieunternehmen NewMed Energy und sein marokkanischer Partner Adarco Energy zentrale Rechte zur Erkundung und künftigen Förderung von Erdöl- und Erdgasvorkommen vor der Atlantikküste bei Boujdour – einem Gebiet im Südwesten der umstrittenen Westsahara-Region.
Politische Reaktionen aus Spanien: Kanarische Sorgen wachsen
Bereits am Folgetag meldete sich José Miguel Barragán, Sprecher der kanarischen Koalition (CC) und Teil der Regionalregierung, kritisch zu Wort. Die neue Partnerschaft mit einem israelischen Unternehmen könne die bereits bestehenden Spannungen in der Region weiter verschärfen – insbesondere mit Blick auf die unklaren Seegrenzen. Dies berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE.
Langfristiges Abkommen mit geopolitischer Brisanz
Die Vereinbarung mit einer Laufzeit von acht Jahren wurde bereits 2022 unterzeichnet, kurz nachdem Marokko und Israel ihre diplomatischen Beziehungen normalisiert hatten.
NewMed Energy, bekannt für den Betrieb des Leviathan-Gasfelds vor der israelischen Küste, geht das Projekt gemeinsam mit dem marokkanischen Unternehmen Adarco Energy an. Nach einem Besuch in Rabat erklärte Eviatar Arviv, Leiter für neue Projekte bei NewMed, im Januar, man sei „stolz auf die Leitung des Projekts, das reibungslos und im vorgesehenen Zeitrahmen“ verlaufe.
Grünes Licht aus Rabat – aber noch keine offizielle Bestätigung
Auch wenn die formale Zustimmung durch das marokkanische Energieministerium und das Finanzressort noch aussteht, berichtet das Nachrichtenportal Le Desk, dass Energieministerin Leila Benali bereits eine vorläufige Freigabe erteilt habe. Das Projekt soll in Kooperation mit dem staatlichen Amt für Kohlenwasserstoffe und Bergbau (ONHYM) realisiert werden.
Das Explorationsgebiet erstreckt sich über 17 Offshore-Blöcke – von Kap Boujdour bis nach Dakhla. Die endgültige Regierungsfreigabe steht jedoch noch aus. Laut Vereinbarung halten sowohl NewMed als auch Adarco jeweils 37,5 Prozent der Anteile. ONHYM verbleiben 25 Prozent. Innerhalb von 30 Monaten nach Genehmigung sollen umfassende geologische und geophysikalische Studien zur Bewertung des Potenzials durchgeführt werden.
Spannungsfeld Kanarische Inseln: Alte Konfliktlinien neu belebt
Die Initiative trifft insbesondere auf den Kanarischen Inseln auf erhebliche Bedenken. Seit Jahren gibt es zwischen Madrid und Rabat Verhandlungen über Seegrenzen, vor allem wegen sich überschneidender Ausschließlicher Wirtschaftszonen (AWZ).
Nach dem UN-Seerechtsübereinkommen steht sowohl Marokko als auch Spanien jeweils eine 200-Seemeilen-Zone zu. Doch die geografische Nähe – lediglich 95 Kilometer zwischen der marokkanischen Küste und den östlichsten Kanarischen Inseln – führt zu wiederholten Konflikten über Zuständigkeiten und wirtschaftliche Nutzung der Gewässer.