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Auf den Spuren von Fatima Mernisi in Süd-Marokko

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Last updated: May 27, 2025 1:46 pm
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Wie mir ein Besuch bei den Teppichweberinnen von Assaka nicht nur den Süden Marokkos, sondern auch meine eigene Herkunft näherbrachte.

Von Imane El Guennouni (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Textwissenschaft und Normenlehre und Promotionsstipendiatin der Forschungsstelle für religiöse Vielfalt der FAU Erlangen Nürnberg)

Es war nie mein Plan, mich im äußersten Süden Marokkos wiederzufinden – in einem kleinen Dorf namens Assaka, dessen Name übersetzt „Morgen“ bedeutet. Ich, eine gebürtige Fassi, aufgewachsen zwischen Madrasas, Zellij-Mosaiken und der tiefen Gewissheit, dass das kulturelle Herz Marokkos direkt vor meiner Haustür schlägt, hatte nie wirklich begriffen, wie wenig ich von meinem eigenen Land kannte.
Der Süden war mir fremd – bestenfalls folkloristisch. Die Amazigh-Kultur, ihre Symbole, Lieder, ihre ländliche Lebensrealität – all das spielte in meinem Weltbild lange keine Rolle. Und doch wurde ein Besuch dort zu einer Art Heimkehr. Nicht nur geografisch, sondern innerlich. Nicht zuletzt dank der Spuren, die Fatima Mernisi dort hinterlassen hat.

Bild: Imane El Guennouni mit der Malerin Fatima Mallal

Die Soziologin, die nicht nur schrieb, sondern handelte

Fatima Mernisi war eine Ausnahmegestalt. Als Soziologin, Feministin und Denkerin war sie weit über die Grenzen Marokkos hinaus bekannt. Werke wie Der politische Harem oder Scheherazades Schwestern eröffneten neue, kritische Perspektiven auf weibliche Subjektivität in islamisch geprägten Gesellschaften – lange bevor solche Diskurse in Europa als „modern“ galten.
Doch Mernisi schrieb nicht nur über Frauen – sie arbeitete mit ihnen, lebte mit ihnen, lernte von ihnen.

In den 1990er-Jahren führte sie ihr Weg in das abgelegene Dorf Assaka im Antiatlas. Sie kam mit einem lokalen Guide, wurde als Gast empfangen – und kehrte als Freundin zurück. Eine Frau namens Lhajja Mbarka, auch bekannt als Fatima Naji, wurde zu ihrer Mitstreiterin, zur Stimme dieser Gemeinschaft. Aus dieser Begegnung entstand eine Zusammenarbeit, ein Vertrauensraum, der bis heute nachwirkt.

Bild: Ein Argan-Atelier inmitten der Nectarome-Gärten im Atlasgebirge

Teppiche, die Geschichten erzählen

Die Frauen von Assaka weben nicht nur aus Notwendigkeit. Sie weben, um zu überleben – und um zu erinnern. Ihre Teppiche sind gelebte Archive. Jede Farbe, jede Linie erzählt von Schöpfungskraft und Widerstand.

Fatima Mernisi erkannte das. Sie kaufte einen der Teppiche – nicht als Sammlerin, sondern als Akt der Selbstermächtigung. Für Lhajja Mbarka war es das erste Mal, dass sie Geld für ihre Arbeit erhielt. Ein unscheinbarer Moment – und doch ein revolutionärer.Später schlug Mernisi sogar vor, Lhajjas Tochter nach Rabat zu holen, um ihr eine Ausbildung zu ermöglichen. Der Vater lehnte ab. Heute, sagt Lhajja, empfinde man darüber Bedauern. Es wäre eine Tür gewesen – zu Bildung, Teilhabe, vielleicht sogar zu einer neuen Generation von Stimmen.

Doch Mernisi beließ es nicht bei symbolischen Gesten. Sie brachte Forscherinnen und Dokumentarfilmerinnen ins Dorf, organisierte Workshops und half dabei, die Frauenkooperative zu institutionalisieren – mit dem Ziel, dass die Frauen selbst den Rahmen definieren. Kein klassisches Entwicklungshilfeprojekt, kein paternalistisches Unterfangen, sondern ein dialogisches, solidarisches Miteinander.

Bild: im Haus der mündlichen Kulturen in Ait Ben Haddou bei Ouarzazte

Der Süden in neuem Licht

Ich reiste nach Assaka auf der Suche nach Inspiration. Während ich in einem der schlichten Räume der Kooperative saß, im Hintergrund die Stimmen singender Frauen, musste ich an meine Großmutter denken – genauer gesagt an ihr Tattoo. Es zierte ihr Kinn: das Symbol des freien Menschen – das Yaz, ein Erkennungszeichen der Amazigh-Kultur. Ich war zu jung, als sie starb, und hatte nie die Gelegenheit, sie danach zu fragen. Für mich war es nur ein Ornament – nie etwas, das mit mir selbst zu tun haben könnte.

Fatima Mernisi hat diese Frauen sichtbar gemacht. Und sie hat auch mir auf leise Weise geholfen, Fragmente meiner eigenen Herkunft neu zu erkennen – und mit ihnen die Landkarte des marokkanischen Frau-Seins. Sie zeigte, dass Freiheit nicht importiert, sondern erinnert wird. Dass Empowerment nicht laut, sondern konsequent ist. Und dass echter sozialer Wandel dort beginnt, wo jemand bereit ist zuzuhören – gerade jenen Stimmen, die nie gelernt haben, sich selbst wichtig zu nehmen.

Bild: Ait Ben Haddou bei Ouarzazte

Der Wert eines Rahmens
Ein Sprichwort sagt: „Nur wer seinen Rahmen selbst setzt, erkennt das ganze Bild.“
In Assaka habe ich Frauen getroffen, die genau das tun. Ihre Kooperative ist mehr als ein Ort der Produktion – sie ist ein Raum des Austauschs, der Selbstbestimmung, der inneren Emanzipation. Sie organisieren sich, stimmen sich ab, weben gemeinsam und singen dabei alte Lieder, deren Tiefe keine akademische Theorie vollständig erfassen kann.

Und ich fragte mich: Was wäre, wenn wir – Universitätsdozentinnen, Studentinnen in und außerhalb Marokkos – uns ein Beispiel an ihnen nähmen? Nicht, um sie zu romantisieren, sondern um von ihrem Mut, ihrer Kreativität und ihrer Solidarität zu lernen.Fatima Mernisi ist 2015 verstorben. Doch ihr Vermächtnis lebt weiter. Nicht nur in Büchern, sondern in Dörfern. Nicht nur in Bibliotheken, sondern in Herzen. Ihre Vision einer inklusiven marokkanischen Moderne – feministisch, sozial gerecht, plural – ist aktueller denn je.

Bild: Sternenbeobachtung im Wüstencamp

Ich verlasse Assaka – das Dorf von Morgen – mit einem handgewebten Teppich unter dem Arm und dem Gefühl, durch die Vergangenheit neu bei mir selbst angekommen zu sein.
Was bleibt, ist nicht nur ein Muster aus Wolle, sondern ein geöffneter Blick: auf mein Land, seine Vielfalt – und auf die Frauen, die nie darauf gewartet haben, befreit zu werden, sondern längst begonnen haben, ihre Freiheit selbst zu weben.Und nun weiß ich:
Der Süden ist kein Rand.
Er ist Zentrum.
Er ist Ursprung.
Er ist Zukunft.

……………………………………………………………………………………..

Nächste Süd-Marokko Kulturreise: vom 21. September bis 03. Oktober 2025:

Reiseleitung durch Dr. Abderrahmane Ammar
 https://kulturreisen-marokko.de/tour/sued-marokko-kulturreise/

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