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Verdrängung und Verfolgung: Warum Algerien seine jüdische Geschichte auslöscht !

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Last updated: March 23, 2025 11:08 am
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Die algerische Staatsanwaltschaft fordert eine zehnjährige Gefängnisstrafe für den 80-jährigen Schriftsteller Boualem Sansal, der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.

Was ihn in Algerien zusätzlich ins Fadenkreuz des Regimes rückt: Er hat Reisen nach Israel unternommen und sich eingehend mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs befasst, insbesondere mit der systematischen Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen, wie er es in seinem Roman „Das Dorf des Deutschen“ literarisch verarbeitet hat.

Auch internationale Persönlichkeiten werden ins Visier genommen: Als der französische Anwalt François Zimmeray Boualem Sansal juristisch verteidigen wollte, verweigerte ihm Algerien die Einreise – ausschließlich aufgrund seiner jüdischen Herkunft. In diesem Artikel beleuchtet der Autor Karim Serraj, wie das algerische Regime das jüdische Erbe des Landes systematisch verdrängt.

Algerien: Das Massaker an den Juden zur Unabhängigkeit – Eine verdrängte Geschichte

Von Karim Serraj,

“Oh Araber, Söhne von Arabern, erhebt eure Waffen gegen die Juden. Tötet sie, schlachtet sie, häutet sie, schneidet ihnen die Kehlen durch…”

Hinter den offiziellen Erzählungen über einen „glorreichen“ Befreiungskrieg verbirgt sich eine lange verdrängte Realität: Zwischen 1954 und 1963 war Algerien Schauplatz des größten antisemitischen Massakers der Nachkriegszeit. Eine systematische Verfolgung, organisiert vom FLN (Front de Libération Nationale) und der ALN (Armée de Libération Nationale) – eine Gräueltat, die das algerische Regime bis heute nicht anerkennen will, jedoch von Historikern akribisch dokumentiert wurde.

Algerien war der Schauplatz des grausamsten Massenmords an Juden nach dem Zweiten Weltkrieg – kaltblütig zwischen 1954 und 1963 durch die algerische Armee ausgeführt, mit der stillschweigenden Billigung eines Teils der Bevölkerung. Zwischen 1.000 und 2.000 jüdische Algerier wurden verbrannt, verstümmelt, hingerichtet, teils als ganze Familien ermordet oder als vermisst gemeldet. Und die Gewalt hörte nach der Unabhängigkeit nicht auf. Diese Verbrechen wurden 2015 in einem von einer Gruppe renommierter Wissenschaftler veröffentlichten Sammelband mit dem Titel „Les Juifs d’Algérie: une histoire de ruptures“ (Presses Universitaires de Provence) umfassend belegt. Die Erkenntnisse sind erschütternd.

Der FLN und die jüdische Bevölkerung

Diese Entwicklung begann, so die Forscher, „in dem Moment, als der FLN die Kontrolle über die Unabhängigkeitsbewegung übernahm und sie bewusst auf eine ethnisch segregierende Linie führte – basierend auf gezielter Gewalt gegen einfache Bürger“. Während des gesamten Algerienkriegs wurden Juden gezielt aufgrund ihrer religiösen Identität verfolgt: „In jedem einzelnen Kriegsjahr wurden Juden allein aufgrund ihrer Herkunft attackiert.“

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier einige der grausamen Vorfälle:

  • August 1955: Mehrere jüdische Familien werden in Philippeville (heute Skikda) und Constantine brutal ermordet – unter den Rufen „Djihad fi sabilillah“ („Heiliger Krieg für die Sache Gottes“) und „Nkatlou Yahoud“ („Tötet die Juden“). Frauen und Kinder werden mit äußerster Grausamkeit hingerichtet. Händler wie die Brüder Bittoun „verschwinden“ spurlos. Die Familie Benchetrit wird in ihrem Fahrzeug gestoppt: Die fünf Insassen, darunter drei Kinder, werden „geschlachtet und mit Äxten zerhackt“. Der Vater wird verstümmelt und mit seinen eigenen Körperteilen erstickt. Synagogen gehen in Flammen auf, Rabbiner werden überfallen, Ärzte, Metzger und Hausfrauen bestialisch ermordet. Niemand ist sicher. Innerhalb weniger Tage sterben bei diesen koordinierten Pogromen im Nordosten Algeriens etwa 130 Zivilisten.
  • 1956: Die Angriffe auf jüdische Einrichtungen nehmen zu. In Algier wird Émile Atlan, ein jüdischer Veteran des Zweiten Weltkriegs, getötet, ebenso wie Jacob Choukroun, der Älteste der jüdischen Gemeinde von Constantine. Bombenanschläge auf jüdische Cafés sorgen in Tlemcen, Constantine und Algier für Angst und Schrecken. Im November explodiert eine Sprengladung im Haus von Rabbi Isaac Aziza – er und drei Familienangehörige kommen ums Leben.
  • 1957–1959:

In Nédroma werden sieben jüdische Bürger, darunter drei Kinder, ermordet.

In Médéa wird Rabbi Jacob Chekroun auf dem Weg zur Synagoge niedergestochen.

In Constantine detonieren im Mai Granaten in einem jüdischen Marktviertel, Dutzende werden verletzt.

In Algier wird der jüdische Händler David Chiche auf offener Straße mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib verbrannt.

Im Juni sterben neun Menschen, 85 werden verletzt, als eine Bombe in der Corniche-Disco explodiert – einem beliebten Treffpunkt jüdischer Jugendlicher aus Bab El Oued.

  • 1958–1960:

Synagogen im Süden des Landes werden zum Ziel von Angriffen: In Boghari explodiert während eines Gottesdienstes eine Granate, mehrere Menschen sterben, elf werden verletzt.

In Bou Saâda wird am Vorabend von Jom Kippur die Tochter eines Rabbiners durch eine Bombe getötet.

1960 eskalieren vom FLN organisierte Demonstrationen in brutale Übergriffe auf jüdische Einrichtungen: Die Große Synagoge der Kasbah von Algier wird gestürmt, verwüstet und geplündert – unter den Sprechchören „Tod den Juden“. Hakenkreuze werden an die Wände gemalt, die heiligen Thorarollen geschändet und die algerische Unabhängigkeitsflagge an ihrer Stelle angebracht.

Diese Gewalt löste unter den jüdischen Algeriern panische Angst aus. Die organisierten Massaker führten zu einem massenhaften Exodus nach Frankreich – doch das Schlimmste stand noch bevor.

Höhepunkt der Gewalt: Boumediène und die „Vollendung der Massaker“

Mit dem Aufstieg von Houari Boumediène ab 1962 erreicht die Gewalt eine neue Dimension. Laut den Historikern war dies kein „chaotischer Ausnahmezustand“, sondern eine „gezielte ethnische Säuberung“. Die koordinierten Angriffe lassen auf eine strategische Planung durch die algerische Armee (ALN) schließen, während die Bevölkerung angestachelt wurde, die „Arbeit zu Ende zu bringen“.

5. Juli 1962 – Oran: Am Tag der Unabhängigkeit stürmen bewaffnete FLN-Kämpfer und aufgebrachte Massen jüdische Viertel. Innerhalb weniger Stunden sterben mindestens 700 Menschen, viele weitere verschwinden spurlos. Ganze Familien werden in dem Chaos ausgelöscht.

Nach diesem Massaker flieht nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung aus Algerien. Von einst 150.000 Juden im Jahr 1954 verbleiben 1963 nur noch einige Dutzend im Land.

Das verdrängte jüdische Erbe in Algerien

Der aggressive Antisemitismus, der zur Zeit der Unabhängigkeit herrschte, ist in Algerien bis heute tief verwurzelt. Ein ungefilterter Judenhass durchdringt Militär, Medien und Justiz.

Ein schockierendes Beispiel ist eine Videoaufnahme aus dem Jahr 2015, in der algerische Soldaten ein Lied anstimmen, in dem es heißt: “Oh Araber, Söhne von Arabern, erhebt eure Waffen gegen die Juden. Tötet sie, schlachtet sie, häutet sie, schneidet ihnen die Kehlen durch…”

Auch die systematische Zensur jüdischer Geschichte belegt die anhaltende Geschichtsverleugnung: 2024 wird das Buch „L’Algérie juive. L’autre moi que je connais si peu“ von Hédia Bensahli verboten, und der Verlag Frantz Fanon wird geschlossen. Warum? Weil das Werk die jüdische Vergangenheit Algeriens beleuchtet – ein Thema, das die Behörden als gefährlich ansehen.

Diese erbarmungslose Zensur zeigt, wie panisch die algerische Regierung darauf bedacht ist, ihr offizielles Geschichtsbild zu bewahren. Die Unabhängigkeit wird als „reiner, heroischer Kampf“ dargestellt – ohne Schattenseiten. Die Anerkennung jüdischer Opfer würde dieses Narrativ ins Wanken bringen.

Quelle: www.360.ma

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TAGGED:algerienBoualem sENSALjuden
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