Die diplomatischen Spannungen zwischen Algerien und Frankreich verschärfen sich erneut: Algerien hat am Montag Paris offiziell darüber informiert, dass 12 Mitarbeiter der französischen Botschaft in Algier das Land innerhalb von 48 Stunden verlassen müssen. Darunter befinden sich auch Mitarbeiter des französischen Innenministeriums. Frankreich drohte umgehend mit einer “sofortigen Gegenreaktion”, sollte Algerien an der Entscheidung festhalten.
Hintergrund: Entführung des Regimekritikers “Amir DZ”
Der diplomatische Eklat steht im Zusammenhang mit den Ermittlungen der französischen Justiz zur Entführung des algerischen Regimekritikers Amir Boukhors, bekannt unter dem Namen “Amir DZ”. Boukhors, der seit 2023 in Frankreich politisches Asyl genießt, war vor einem Jahr entführt worden. Drei Verdächtige wurden in Frankreich festgenommen, darunter ein Mitarbeiter der algerischen Konsularbehörde. Medienberichten zufolge soll einer der Festgenommenen im Besitz eines offiziellen algerischen “Dienstpasses” sein, wie er Geheimdienstmitarbeitern ausgestellt wird.
Frankreich fordert Rücknahme der Ausweisungsentscheidung
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot forderte Algerien auf, den Ausweisungsbeschluss zu widerrufen. “Ich bitte die algerischen Behörden, diese Entscheidung zurückzunehmen, die nichts mit dem laufenden Gerichtsverfahren in Frankreich zu tun hat”, so Barrot in einer schriftlichen Erklärung. Sollte Algerien bei seiner Entscheidung bleiben, werde Frankreich “sofort reagieren”.
Zunehmende Spannungen trotz diplomatischer Annäherung
Der Schritt Algiers richtet sich laut Beobachtern insbesondere gegen den französischen Innenminister Bruno Retailleau, dem eine harte Haltung gegenüber Algerien nachgesagt wird. Dabei war Außenminister Barrot erst kürzlich zu Gesprächen in Algier, nachdem die Präsidenten Emmanuel Macron und Abdelmadjid Tebboune eine telefonische Aussöhnung vereinbart hatten. Ziel der Gespräche war es, ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen aufzuschlagen.
Ein Fall mit explosivem Potenzial
Die französische Justiz ermittelt in dem Entführungsfall nicht nur wegen Freiheitsberaubung, sondern auch wegen möglicher Verbindungen zu terroristischen Netzwerken. Boukhors selbst behauptete auf Facebook, einer der Festgenommenen sei ein Agent mit Spezialpass, der für Auslandsoperationen des algerischen Geheimdienstes eingesetzt werde.
Die Affäre dürfte die ohnehin komplexen Beziehungen zwischen Paris und Algier weiter belasten – trotz kürzlich erklärter Absicht beider Seiten, die Zusammenarbeit zu vertiefen.