Russlands wachsender Einfluss in Libyen:
Neue Militärbasis als strategischer Knotenpunkt?
Russland expandiert in Nordafrika und der Sahelzone
Seit Jahren verfolgt Moskau das Ziel, seine Präsenz in Nordafrika und der Sahelregion auszubauen. Während der schwindende französische Einfluss in der Sahelzone dem Kreml neue Möglichkeiten eröffnet, nutzt Russland die anhaltende politische Instabilität in Libyen zu seinem Vorteil. Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 unterstützt es die Streitkräfte von General Khalifa Haftar, um sich in der Region zu verankern.
Nach dem teilweisen Verlust seines strategischen Einflusses in Syrien – insbesondere nach der Schwächung des Assad-Regimes – sucht Russland nach Alternativen zu seinen Militärbasen an der syrischen Mittelmeerküste. Nun könnte Libyen als neues militärisches Sprungbrett dienen.
Neue Militärbasis in Südlibyen?
Laut einem Artikel der italienischen Nachrichtenseite Inside Over vom 4. März 2025 plant Moskau den Bau einer Luftwaffenbasis in Matán as-Sará, einer abgelegenen Region im Süden Libyens. Diese Basis könnte als zentraler Stützpunkt für das russische „Afrika-Korps“ dienen – ein Schritt, den viele Experten als Reaktion auf die wachsende Besorgnis des Westens über Russlands militärische Ambitionen in Nordafrika werten.
Ein Machtkampf mit Frankreich um die Sahelzone
Libyen bietet Russland eine ideale Plattform, um seinen umkämpften Einfluss in Syrien zu kompensieren. Zudem bietet das politisch zerrüttete Land ausländischen Akteuren erheblichen Spielraum zur Einflussnahme.
Der Journalist Mauro Indelicato berichtet, dass Moskau den strategischen Standort Matán as-Sará nahe der Grenzen zu Tschad und Sudan gezielt nutzt, um seinen Einfluss in der Sahelregion auszubauen – und das auf Kosten Frankreichs.
Westliche Geheimdienste haben durch Satellitenbilder entdeckt, dass in den vergangenen Monaten erhebliche Bauaktivitäten in der Region stattgefunden haben. Die dort gelegene ehemalige libysche Militärbasis bietet mit ihren zahlreichen Hangars und mindestens drei Landebahnen ideale Voraussetzungen für eine russische Truppenpräsenz.
Russland sucht einen Ersatz für Syrien
Nachdem Russland in Syrien an Einfluss verloren hat, sucht es neue strategische Standorte im Mittelmeerraum. Seit neun Jahren pflegt Moskau enge Beziehungen zu Haftar und könnte mit der Basis in Matán as-Sará einen Ersatz für verlorene Stützpunkte in Syrien schaffen.
Die russische Präsenz in der Sahelregion wächst rasant: Neben Libyen sind die Zentralafrikanische Republik, Mali, Niger, Burkina Faso und Sudan bereits Schauplätze russischer Operationen. Matán as-Sará könnte in Zukunft als Drehkreuz für russische Militärlieferungen aus Syrien dienen und sich zum Hauptquartier des “Afrika-Korps” entwickeln.
Der Westen reagiert mit Skepsis
Die USA und die NATO betrachten Russlands militärische Expansion in Südlibyen mit wachsender Besorgnis. Besonders Frankreich, das früher selbst versucht hatte, die strategisch wichtige al-Wigh-Militärbasis im Süden Libyens zu kontrollieren, sieht sich nun mit einem zunehmenden russischen Einfluss konfrontiert.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfing General Haftar Ende Februar in Paris, was als Signal für eine Neuausrichtung der französischen Libyen-Politik gewertet wird. Paris will seinen Einfluss in Nordafrika stärken – doch mit der russischen Präsenz wächst der geopolitische Wettbewerb.
USA intensivieren ihre militärische Zusammenarbeit mit Libyen
Parallel zur russischen Expansion verstärken die USA ihre militärische Kooperation mit Libyen. Die US-Luftwaffe plant mehrere Manöver, um die Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften in Ost- und Westlibyen zu fördern.
Die US-Afrika-Kommandozentrale (AFRICOM) teilte mit, dass eine hochrangige Delegation unter der Leitung von General John Brennan und dem US-Geschäftsträger in Libyen, Jeremy Burnett, Gespräche mit Haftar und dem libyschen Premierminister Abdul Hamid Dbeiba geführt hat. Ziel sei es, das libysche Militär durch gemeinsame Ausbildungsprogramme und Sicherheitskooperationen zu stärken.
Ein Pulverfass im Süden Libyens
Südlibyen bleibt eine sicherheitspolitisch hochbrisante Zone. Die Region ist ein Drehkreuz für bewaffnete Gruppen, Schmugglernetzwerke und dschihadistische Organisationen, die in der Sahelzone operieren.
Die geopolitischen Entwicklungen in Libyen haben weitreichende Konsequenzen für die gesamte Region. Während Russland seine militärische Präsenz festigt, versuchen westliche Mächte wie die USA und Frankreich, gegenzusteuern – ein Machtkampf, der nicht nur Libyen, sondern die gesamte Sahelregion nachhaltig beeinflussen könnte.